Der Yacyretá-Staudamm von Paraguay und Argentinien
Überblick zum Yacyretá-Staudamm:
Der Yacyretá-Staudamm ist nach dem Itaipú-Staudamm das zweitgrößte Wasserkraftwerk am Paraná-Fluss, der zwischen Argentinien und Paraguay liegt. Ähnlich wie beim Itaipú-Staudamm handelt es sich um ein binationales Projekt, das die Energieversorgung beider Länder sicherstellen soll. Der Staudamm, auch Entidad Binacional Yacyretá genannt, liegt bei der paraguayischen Stadt Ayolas. Mit einer enormen Länge von 65 km gehört der Staudamm zu den längsten Staudämmen der Welt und ist zwischen 21,3 m bis 24,1 m hoch.
Bau und Finanzierung des Yacyretá-Staudamm:
Der Vertrag zum Bau des Yacyretá-Staudamms wurde in der weltweiten Ölkrise 1973 am 3. Dezember zwischen dem Präsidenten von Paraguay Alfredo Stroessner und der Vizepräsidentin von Argentinien Isabel Martinez de Peron geschlossen. Baubeginn war jedoch erst zehn Jahre später am 3. Dezember 1983. Neun Jahre später wurde am 2. September 1994 die erste Turbine, während die 20. und letzten Turbine am 2. Juli 1998 zur Stromproduktion in Betrieb genommen wurde.
Das Projekt war von zahlreichen Verzögerungen und Kostenüberschreitungen geprägt. Die ursprünglichen Baukosten betrugen etwa 2,5 Milliarden US-Dollar, doch die endgültigen Kosten stiegen auf schätzungsweise 11 bis 15 Milliarden US-Dollar. Daher wird das Stauprojekt auch als „Denkmal der Korruption“ verspottet. Die Finanzierung wurde durch Kredite von internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank sowie durch bilaterale Abkommen zwischen Argentinien und Paraguay gesichert.
Betrieb und Energieproduktion des Yacyretá-Staudamm:
Der Staudamm hat eine installierte Kapazität von etwa 3.200 Megawatt und produziert jährlich zwischen 18 – 20 Millionen Megawattstunden Strom. Ähnlich wie beim Itaipú-Staudamm wird der produzierte Strom zwischen Argentinien und Paraguay aufgeteilt, jedoch produziert Itaipú mehr als 250 Megawattstunden Strom pro Jahr. In der Regel erhält Argentinien bis zu 100 % der erzeugten Energie. Bei Verhandlungsthemen zwischen beiden Ländern wie z. B. der Wasserstraßen-Maut des Rio Paraguay kann die Regierung in Asuncion auch schon einmal kurzerhand 50 % der Energie abrufen, um die Kompromissbereitschaft der argentinischen Gegenseite aus Buenos Aires zu erhöhen.
Finanzierung – Abbezahlung durch Stromlieferungen:
Paraguay nutzt derzeit den zustehenden Anteil von 50 % der Stromproduktion nicht und verkauft diesen entsprechend an Argentinien. Dieser Verkauf erfolgt zu einem festgelegten Preis, der in die Vereinbarungen zur Finanzierung und Rückzahlung der Baukosten eingebunden ist. Die Einnahmen aus diesen Stromlieferungen dienen der Tilgung der anteiligen Schulden Paraguays.
Die Rückzahlung der Schulden durch die Stromlieferungen an Argentinien ist jedoch komplex und hat in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen beiden Ländern geführt. Einerseits profitiert Paraguay von Einnahmen durch den Stromverkauf, andererseits gibt es immer wieder Diskussionen über die Angemessenheit der Preise und die Bedingungen der Vereinbarung.
Zusammenfassung Yacyretá-Staudamm:
Der Yacyretá-Staudamm ist ein wichtiges Element der Energieinfrastruktur sowohl für Argentinien als auch für Paraguay. Mit einer Ausdehnung des Stausees von ca. 1.600 qkm ist der Stausee größer als Itaipu mit 1.300 qkm. Die finanzielle Struktur des Projekts, die Stromlieferungen als Mittel zur Schuldenrückzahlung verwendet, hat die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern geprägt. Dennoch bleiben Fragen zur Fairness der Abkommen und zur wirtschaftlichen Auswirkung des Staudamms für Paraguay bestehen.
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